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Der Hausstein

von Bruno Ertler gekürzte Fassung v. Rudolf Fleischmann

Weit über den Ort Muggendorf ragt ein weißer, glatter Felsen in den Himmel. Von einer Seite nur führt ein Weg hinauf, gegen das Tal weist der Stein eine steile Wand auf, weithin sichtbar. In der Zeit der Türkenkriege stand auf der Spitze des Steins ein Bauernhof der von einer Steinmauer umfasst war. Paltram vom Stein hieß der Besitzer, ein mächtiger Herr frei und stolz. Wenn er an großen Feiertagen nach Pernitz in die Kirche zog, hinter ihm zahlreiche Begleiter, Gesinde, Bauern, Jäger, Sägemüller und Köhler sahen ihn die Leute bewundernd an, und verneigten sich ehrfürchtig, wie vor einem Fürsten.

Die blonde Magdalen war sein einziges Kind, sein Weib war schon lange tot. Die Tochter war ein ausgesprochen schönes Mädchen und Paltram träumte davon dass sie einst durch Heirat eine Edelfrau werden sollte. Am Bauernhof diente ein Knecht mit Namen Roder der den Bauern in vielen Dingen vertrat.

Er hatte ein Auge auf das Mädchen geworfen und beobachtete sie ständig. Eines Nachts bemerkte er dass sie sich mit dem Sägeknecht Hans traf. Er versprach zu schweigen wenn sie ihn in ihre Kammer liese. Da sie sich weigerte verriet er sie an seinen Herrn Paltram. Dieser sperrte das Mädchen in den Keller und Roder wurde ihr Kerkermeister.

Eines Tages fielen die Türken in das Piestingtal ein. Vom Hausstein aus, konnte man Rauch und viele Flüchtlinge sehen, die Richtung Tal zogen. Paltram forderte seine Leute auf alles zur Flucht zu richten. Der Knecht Roder geht noch einmal in den Keller und verlangt von Magdalena das sie sein werde. Die aber verflucht ihn und so lässt er sie zurück. Paltram verlässt als letzter den Hof, fragt noch wo Magdalena sei und Roder erwidert sie sei schon mit den anderen voraus.

Als sie auf die Gruppe treffen fragen alle nach Magdalena. Roder wird bleich und sagt voll Zorn, zu Hans dem Säger, er solle sie doch aus dem Keller holen er sei auch sonst immer bei ihr. Weiter kommt er nicht den Hans hat ihm sein Messer in die Brust gestoßen und springt in langen Sätzen den Stein hinauf.

Lange irren die Flüchtlinge durch die Wälder bis sie eine Höhle finden die ihnen Schutz bietet. Aber Paltram hält die Ungewissheit nicht aus und schleicht zurück zum Hausstein. Schon von weitem sieht er das sein stolzer Hof in Flammen steht. Am Morgen kommt er am Fuße der steilen Wand an, da sieht er einen blauen Tuchfetzen an einem Strauch flattern. Als er näher kommt findet er mit zerschmetterten Gliedern, Hans den Säger, seinen linken Arm um Magdalena geschlungen, der ein Pfeil im Hals steckt. Röchelnd bricht Paltram vom Stein tot zusammen.

Noch vor den Türken war Hans in den Hof gekommen. Als er endlich Magdalena fand und mit ihr in den Hof kam, da stürmte auch schon die wilde Horde zum Tor herein. Es war kein Ausweg frei- oder doch- aber nur der eine.

Mit starken Armen hob der Hans Magdalena empor und setzte mit ihr über die Hangmauer. Oft hatte er den Weg allein gemacht, nun galt es zu zweien den Stein hinab zu kommen. Kaum ein Stück bergab geklettert schwirrten rund um sie die Pfeile der Türken. Einer davon traf Magdalena. Da tut der Hans einen weithin gellenden Schrei und einen kühnen Satz den Tannenwipfeln entgegen in die dunkle Tiefe. Auch die Flüchtlinge überlebten nicht lange, der Rauch eines angezündeten Feuers verriet sie, und so wurden sie alle von den Türken ermordet.